Open Access Tage 2013

Bild: Podiumsdiskussion bei den Open-Access-Tagen 2013

Bei den Open Access-Tagen 2013 in Hamburg habe ich diesmal als Vertreter einer Self-Publishing-Plattform teilgenommen. Bei einer Tagung über Open-Access sind Verlage in einer schwierigen Position, steht in diesem Rahmen doch ihr gewohntes Geschäftsmodell zur Debatte.

 

Unzufriedenheit mit den Verlagen

Zu Beginn der Session „Verlage und Open Access“ wurden besonders die großen Wissenschaftsverlage scharf kritisiert. In Verhandlungen werde von den Forschern weiterhin verlangt, die Verwertungsrechte für ihre Publikationen komplett aus der Hand zu geben. Dies widerspreche nicht nur den Anforderungen moderner wissenschaftlicher Praxis, auch die Kosten erschienen nicht mehr tragbar: Für die reine Verbreitung von Forschungsergebnissen werden Verlage schlicht nicht mehr benötigt.

Mit der „Edition Open Access“ der Max Planck Research Library wurde eine andere Lösung vorgestellt: Sämtliche Bände lassen sich vollständig kostenlos als PDF-Datei herunterladen und werden in der Online-Ausgabe durch zusätzliche Dienstleistungen und Informationen ergänzt.

Modulare Dienstleister

Publikationsmanagement früher und heute
Publikationsmanagement früher und heute </figure>Als Leuchtturmprojekt ist die Edition derart erfolgreich, dass es bereits Anfragen für ähnliche Arbeitsumgebungen gibt. In der Diskussion wurde jedoch ebenfalls deutlich, dass die Entwicklung einer solchen Verlagslösung noch immer mit einem höheren Zeitaufwand verbunden ist. Hier zeichnet sich ein neues Geschäftsmodell ab: Statt den Schwerpunkt weiterhin auf die bloße Verbreitung von Forschungsergebnissen zu legen, können Verlage die Forschung auch als Dienstleister unterstützen; sei es beim Aufbau von Open-Access-Plattformen oder durch zusätzliche Angebote wie data mining oder video abstracts.

Mein eigener Vortrag ging von einer ähnlichen Einschätzung aus: Statt einer exklusiven Partnerschaft werden Verlagsdienstleistungen in der Wissenschaft zunehmend modular genutzt. Die Online-Distribution von Open-Access-Projekten wird über eine eigene Webseite gelöst, die Langzeitarchivierung übernimmt meist das Repositorium einer Bibliothek. Eine ansprechende Gestaltung gelingt mit LateX oder freien Grafikern, Druck- und Vertrieb über Self-Publishing-Plattformen, den wichtigsten Teil der Werbung über Rezensionen.

 Austausch, Beratung und PR

Von dieser Seite des Schreibtisches aus betrachtet, finde ich es vor allem erstaunlich, dass es in der Wissenschaft einen wachsenden Bedarf nach Open-Access-Lösungen gibt, zugleich aber wenig Transparenz bei der Werbung und kaum Ansprechpartner für eine neutrale Beratung. Aus der Sicht von Bibliotheken und Verlagen ist an Open-Access vor allem die Kostenseite relevant, während Wissenschaftler sich vor allem für die Reputation und Verbreitung ihrer Arbeit interessieren. Die technischen Möglichkeiten für Open-Access-Projekte entwickeln sich zugleich so rasant, dass es selbst für Fachleute nicht immer leicht ist, den Überblick zu behalten. Wer heute ein Open-Access-Repositorium, einen eigenen Verlag oder eine eigene Reihe aufbauen will, profitiert vor allem durch den Austausch mit Experten, die eigene Projekte gestalten.

Neben den technischen und organisatorischen Fragen ist eine gute Beratung vor allem bei der Frage wichtig, wie das Projekt nach der Realisierung bekannt wird. Wie bei einer klassischen Verlagspublikation geschieht dies nicht selbstverständlich, sondern setzt etwas Werbung voraus. Was bisher der Verlagsprospekt leistete, lässt sich zwar über Webseiten, Blogs und eigene Rezensionsanfragen erreichen, allerdings entsteht diese Bekanntheit nicht über Nacht und setzt zumindest ein Grundwissen über Publikationsmarketing voraus. Für die Chance auf eine Rezension sind Vertrauenssignale wie ein bekannter Herausgeber nicht ganz unerheblich. Projekte von gut vernetzten Akteure wie topoil3t, der Max Planck Research Library oder der Willi Baumeister Stiftung werden bereits durch die Reputation der Beteiligten bekannt; einzelne Forscher und Doktoranden sind zur Zeit noch vorwiegend auf persönliche Kontakte, Empfehlungen, Suchmaschinentreffer und Rezensionen angewiesen.

Mehr Sichtbarkeit für Open Access

 Die Sichtbarkeit von Open-Access-Projekten beschränkt sich vor allem in den Geisteswissenschaften noch vorwiegend auf eine kleine, wenn auch wachsende Gemeinde an „Digital Natives“. Bei Veranstaltungen wie den Open Access-Tagen gelingt es hervorragend, die Beteiligten dieser bunten Bewegung zu vernetzen und engagierte Projekte durch etwas Aufmerksamkeit zu fördern. Diese Bekanntheit reicht aber noch kaum über die üblichen Verdächtigen hinaus. Mit Online-Rezensionsportalen wie hypotheses.org oder recensio.net gibt es zum Glück bereits erste Angebote, die von einem größeren Publikum genutzt werden. Mit einer besseren Unterstützung im Bereich Marketing und PR können sich Open-Access-Initiativen besser auf den Aufbau der Inhalte konzentrieren und müssen sich nicht erst mühsam das Wissen aneignen, um ihre Veröffentlichung bekannt zu machen.

Der nächste Schritt wäre eine Förderung von Open-Access-Projekten über die vorhandenen Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit , damit herausragende Veröffentlichungen mit CC-Lizenz vermehrt auch in Uni-Magazinen, sozialen Netzwerken und Online-Rezensionen hervorgehoben werden. Wenn es zutrifft, dass Open Access das Budget der Bibliotheken entlastet, wäre die Unterstützung bei Beratung, Marketing und PR der einfachste Weg, um diesen Publikationsweg zu fördern.

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